5.12.2025

In einer Welt, in der der Rechtsruck spürbar zu nimmt, in einem Deutschland, in dem sich die Jugendorganisation der AfD aktuell neuformiert, setzten 280 Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lehrkräfte in Frankfurt (Oder) ein klares Zeichen: Die Freie Waldorfschule Frankfurt (Oder) wurde offiziell in das bundesweite Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“aufgenommen.
Von der Idee zur Initiative
Der Weg dorthin begann im Sommer 2024 mit einer kleinen Gruppe engagierter Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 bis 12, die gemeinsam mit Schulsozialarbeiterin Anne Pickert die Initiative „Die mit Courage“ gründeten. Der Impuls kam aus dem gemeinsamen Filmfest für Toleranz, das im Mai 2024 in der Kulturmanufaktur Gerstenberg stattfand. Schülerinnen und Schüler der Heinrich-von-Kleist-Oberschule und der Waldorfschule hatten dafür – begleitet von der Deutschen Filmakademie – Kurzfilme zu Themen wie Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Geschlechtsidentität, Kommunikation und Selbstwert entwickelt.
Für Greta, Felix, Karlotta, Mia, Phoebe, Johanna, Charlotte, Belana und Helene war klar: Bei einem Filmfest durfte es nicht bleiben. Sie suchten nach einer Möglichkeit, langfristig und sichtbar Haltung zu zeigen – und fanden im Courage-Netzwerk den richtigen Weg. In wöchentlichen Treffen planten sie weiter, informierten Mitschülerinnen, Mitschüler und Lehrkräfte und gewannen stetig Unterstützer hinzu.
Projektwoche: gelebte Vielfalt und gelebter Mut
Im Sommer 2025 folgte die große klassenübergreifende Projektwoche zu Toleranz, Demokratie und Antidiskriminierung. Fünf Tage lang beschäftigten sich alle 280 Schülerinnen und Schüler – von der Unterstufe bis zur Oberstufe – in Workshops, Vorträgen und Exkursionen mit unterschiedlichsten Formen von Diskriminierung und gesellschaftlicher Vielfalt.
Die Unter- und Mittelstufe arbeitete in individuell abgestimmten Klassenprojekten, etwa bei der Erarbeitung eines Klassenspieles, Führungen in der Stadtbibliothek oder im Rathaus, Workshops mit dem Part!Bus oder dem Brandenburgischem Landesmuseum moderner Künste (BlmK) zur Bearbeitung von Begrifflichkeiten wie Partizipation, Kultur oder Herrschaft sowie einem ausgiebigen Jugger-Camp und Turnier.
Die Oberstufe konnte zwischen zahlreichen, klassenübergreifenden Workshops wählen, darunter: Podcast- und Filmworkshops, Hip-Hop-, Tanz- und Trommelkurse, Offene Holzwerkstatt, die Bänke für neue Begegnungsorte baute, LGBTQ-Planspiel, Workshops zu Verschwörungstheorien und Themen rund um Beziehungen, Projektredaktion, Museumsbesuche in Kooperation mit lokalen Vereinen. Ein Höhepunkt war die Produktion von vier Spots im Rahmen des gleichnamigen Projekts „spots.“, gefördert durch die Deutsche Filmakademie sowie die Entstehung zweier Kurzfilme durch einen Workshop von 12-Klässlern. Beteiligt waren Schülerinnen und Schülerder Klassen 8 bis 12.
Die Projektwoche fand ihren Höhenpunkt und Abschluss in einer Vollversammlung der Schüler:innen, in denen sowohl die Vertretung der Schülerschaft Arbeitsaufträge für das kommende Schuljahr abstimmte und priorisierte als auch „Die mit Courage“ eine Auswertung der Projektwoche vornahmen. Eindrucksvoll wurde aufgezeigt, wie stark Gemeinschaft entsteht, wenn junge Menschen ein gemeinsames Ziel haben und den Raum dieses zu verfolgen.

Abstimmung und feierlicher Beitritt
Nach der Projektwoche stimmte der Großteil der Schulgemeinschaft (Schülerinnen, Schüler und Schulpersonal) in einer Vollversammlung über den Beitritt zum Netzwerk ab – mit einem positiven Ergebnis. Am 26. November 2025 wurde der Beitritt am selbst benannten „Mutigen Tag“ schließlich feierlich vollzogen.
Im Foyer und auf den Fluren präsentierten die Schülerinnen und Schüler die Ergebnisse ihrer Arbeit: Plakate, Flaggen, Texte der Projektredaktion sowie die entstandenen Filme und Podcasts. Diese wurden mit Popcorn, Applaus und spürbarer Begeisterung gefeiert.
Auch die Enthüllung des offiziellen Courage-Schildes durch die Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA Brandenburg) wurde mit Jubel und Applaus begrüßt. Die Freude und der Stolz der Initiativgruppe waren unübersehbar – ein Jahr intensiver Arbeit hatte Früchte getragen. Als Patin des Projekts wurde zudem die Schauspielerin Anna Stieblich vorgestellt, die im Anschluss einen Workshop mit der Theater-AG leitete.
Blick nach vorn
Die Freie Waldorfschule Frankfurt (Oder) wird ihr Engagement für Toleranz, Demokratie und Vielfalt künftig jährlich überprüfen und weiterentwickeln. Denn: Demokratie muss täglich gelebt werden, und der Einsatz gegen Diskriminierung und insbesondere Rassismus und Hetze braucht Ausdauer und Mut.
Gefördert wurden wesentliche Teile des Projekts durch das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms ‚Demokratie leben!‘. Ein besonderer Dank gilt unserer Schulsozialarbeiterin Anne Pickert die unsmaßgeblich auf diesem Weg unterstütze.
Die mit Courage

